Psychodynamische Therapieverfahren
Der Oberbegriff für all jene Therapieverfahren, die letztlich auf das Werk von Sigmund Freud zurückgehen, oder daraus entwickelt wurden, ist „Psychodynamische Therapie“ (oder auch „psychoanalytisch begründete Verfahren“). Das zentrale gemeinsame Merkmal dieser Verfahren ist die Annahme, dass uns der größte Anteil der Tätigkeit der Psyche unbewusst ist, jedoch einen großen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln hat. Im Zentrum dieser Behandlungsformen steht die Hypothese, daß die gegenwärtigen Störungen oder Symptome Ausdruck eines unbewußten Konfliktes sind, der seinerseits im Zusammenhang mit früheren Lebenserfahrungen, insbesondere auch mit den prägenden Beziehungen zu Bezugspersonen der frühen Kindheit steht. Entgegen der landläufig verbreiteten Meinung geht es nicht darum, in der Vergangenheit „herum zu wühlen“ oder nach der Schuld der Eltern zu suchen (die Beschuldigung der Eltern löst nicht die Probleme der Kinder), sondern das konflikthafte Erleben der prägenden Beziehungen und dessen (unbewußte) Übertragung auf aktuelle Beziehungen zu Angehörigen, PartnerInnen, ArbeitskollegInnen etc. zu untersuchen. Die Übertragung ist auch in der Beziehung zu Ihrem Psychotherapeuten (also zu mir) wirksam, weshalb das Erforschen der Prozesse in der therapeutischen Beziehung von besonderem Interesse ist.
Individualpsychologie nach Alfred Adler
Der von mir favorisierte Ansatz eines psychodynamischen Therapieverfahrens ist die Individualpsychologie nach Alfred Adler. Alfred Adler war der Begründer der Individualpsychologie. Er war Schüler von Sigmund Freud (dem Begründer der Psychoanalyse), behandelte jedoch andere Patienten als dieser, was zu einem abgewandelten analytischen Vorgehen führte. Für meine konkrete Arbeit bedeutet dies, dass ich zum Teil weniger mit Übertragung und Regression arbeite, sondern oft gegenwarts- und alltagsbezogen vorgehe. Der Ansatz kann auch als „intersubjektiv“ bezeichnet werden, da ich in den Gesprächen mitunter genauso aktiv teilnehme wie der Patient dies tut. Trotz der professionellen Ausbildung steht dabei meine Sicht des Patienten nicht automatisch über seiner Sicht. In der wechselseitigen Interaktion entstehen durch die Zusammenschau oft neue Perspektiven und zuvor unerwartete Lösungsansätze. Die Arbeit auf der Couch ist dabei in der analytischen Therapie kein Muss, jedoch für einige Patienten ein Hilfsmittel, sich mehr auf sich selbst konzentrieren zu können. Insgesamt bemühe ich mich stets, das therapeutische Vorgehen auf den jeweiligen Patienten und die jeweilige Problematik abzustimmen.
Kostenübernahme durch Krankenkasse oder -Versicherung
Die gesetzlichen Krankenkassen und einige private Krankenversicherungen (tarifabhängig) in Deutschland finanzieren zur Zeit drei verschiedene Therapieverfahren (Neben den psychodynamischen Verfahren ist das z.Zt. die Verhaltenstherapie). Zwei davon, auf die auch das oben Gesagte zutrifft, kann ich Ihnen in meiner Praxis anbieten. Es handelt sich um die analytische- und um die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie. Diese Therapien können entweder als Einzel- oder Gruppentherapie erfolgen. Auch eine Kombinationsbehandlung von Einzel- und Gruppentherapie ist unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll.
1. Analytische Psychotherapie
Eine AP läuft über einen längeren, oft auch langen Zeitraum (bis zu 300 Stunden). Dabei können in Einzeltherapien bis zu 3 Stunden wöchentlich vereinbart werden. Unter bestimmten Umständen ist jedoch auch eine geringere Stundenanzahl in der Woche hilfreich. Die Therapie kann im Liegen (auf der Couch) oder im Sitzen erfolgen.
2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Eine TP läuft über einen kürzeren Zeitraum. Bei den gleichen theoretischen Grundannahmen wie bei der analytischen Psychotherapie geht es hierbei um einen klarer umschriebenen, begrenzten Problembereich. Diese Therapieform kann als Akuttherapie (sofortiger Beginn, bis zu 24 Stunden), Kurzzeittherapie (Antrag erforderlich, bis zu 24 Stunden) oder Langzeittherapie (bis zu 100 Stunden) erfolgen. Die Termine finden 1x wöchentlich, manchmal auch seltener, im Sitzen statt. Unter bestimmten Bedingungen können hier auch der Lebenspartner oder Familienangehörige miteinbezogen werden.
Behandlungsspektrum für psychodynamische Psychotherapien
Eine psychodynamische Psychotherapie kann indiziert sein bei…
- Angststörungen (Phobien, Panikstörungen, generalisierte Angststörungen)
- Borderline-Persönlichkeitsstörungen
- Depressionen
- Dissoziative Störungen
- Eßstörungen (Anorexie, Bulimie)
Persönlichkeitsstörungen - Posttraumatische Störungen
- Psychosen (Schizophrenie, Manie, bipolare und schizoaffektive Störungen)
- psychosomatischen/somatoformen Störungen (z.B. psychogene Schmerzen; körperliche Mißempfindungen und Störungen von Funktionsabläufen ohne organischen Befund wie Herzschmerzen, Schluck- oder Gangstörung; Hauterkrankungen, Zyklusstörungen)
- Sexuellen Beschwerden (Funktionsstörung ohne organischen Befund)
- Suchterkrankungen (stoff- und nicht stoffgebunden) soweit eine stationäre/teilstationäre Suchtbehandlung erfolgreich war (Abstinenz) oder noch keine Chronifizierung vorliegt (Stadium des Mißbrauchs)
- Zwängen
- …sowie bei verschiedenen anderen psychischen Beschwerden und Erkrankungen.